Sprichworte der Tugen
Die Tugen sind eine kleine Ethnie, die zur Volksgruppe der Kalenjin gehört. Sie leben im Baringo Distrikt und Teilen des Nakuru Distrikt in der ehemaligen Rift Valley Provinz in Kenia. Daniel arap Moi, der zweite Präsident von Kenia (1978-2002) und die meisten der berühmten Langstreckenläufer Kenias gehören zu den Tugen. Traditionell sind die Tugen Viehzüchter und die Kuh nimmt einen zentralen Teil in ihrem kulturellen Leben ein. Sie dient als Fleischlieferant und für Milch, war Tauschobjekt und wurde als Mitgift verwendet.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Tugen
Antworte auf ein Unrecht nicht mit einem anderen Unrecht.
(Das bedeutet, man sollte jemandem nicht mit gleicher Münze heimzahlen, der einen selbst Unrecht zugefügt hat. Eine Aufforderung, bei der man einen starken Glauben an die göttliche Gerechtigkeit haben muss, um ihr zu folgen!)
Das Äußere ist das Zeichen für das Innere.
(Das bedeutet, man kann aus den Taten und dem Auftreten eines Menschen auf dessen Charakter schließen.)
Der Falke ist stark gegenüber den Küken.
(Das bedeutet, dass manche bösartigen Menschen sich stark fühlen und vermeintlich schwächere Mitmenschen teilweise drangsalieren oder unterdrücken.)
Egal wie lange die Ohren wachsen, sie werden den Kopf nicht überragen.
(Das bedeutet, Kinder können schnell wachsen und schon in jungen Jahren ihre Eltern an Körpergröße überragen. An Klugheit und Erfahrung oder Weisheit reichen die groß gewordenen Kinder trotzdem nicht an ihre Eltern heran.)
Eine gefleckte Kuh gebiert ein geflecktes Kalb
(Wahrscheinlich ist das Verhalten der Eltern dem der Kindern sehr ähnlich. Sprichwörter mit ähnlicher Bedeutung gibt es in vielen Ländern. Sprichwort in Deutschland. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.)
Einer Kuh mangelt es nicht an Flecken.
(Das bedeutet, da jede Kuh flecken hat und keine perfekt, verhält es sich genauso beim Menschen. Alle sind anders und keiner ist vollkommen und man sollte anderen ihr kleinen Fehler oder Macken nachsehen.)
Ein Leopard tötet oft die Ziege des armen Mannes.
(Das bedeutet, meist wird denen, die schon vorher arm sind, von den Reichen und Starken auch das Bisschen genommen, was sie noch haben. Die Kleinen und Schwachen werden gezielt unterdrückt und ihre Wertsachen weggenommen, nur weil sie sich nicht wehren können.)
Er rühmt sich, tapfer zu sein und läuft bei Schwierigkeiten weg.
(Das bedeutet, diejenigen, die sich am meisten für Heldentaten rühmen, sind meist die Ersten, die bei tatsächlichen Schwierigkeiten weg sind oder keine Zeit haben.)
Gute Beziehungen sind mehr wert als Geld.
(Man sollte in erster Linie auf gute Beziehungen und Freund in seiner Umgebung achten. Mit Geld kann man vieles kaufen, aber moralische Werte oder ein glückliches Leben ist auch für viel Geld nicht zu bekommen.)
Hüte dich vor Bösen von dem, dem du einen Gefallen getan hast.
(Das bedeutet, meist sind es diejenigen, die einem nahe stehen und denen man schon etliche Gefallen getan hat, die einen letztendlich übervorteilen oder bösen Schaden zufügen.)
Jeder Mensch trägt seine eigene Last.
(Jeder sollte immer die Konsequenzen aus seinen Taten selber tragen, nicht nur die guten, sondern auch die schlechten. Vergleichbares deutsches Sprichwort: Es hat ein jeder sein Päckchen zu tragen.)
Jedes Haus hat seine Probleme.
(Es gibt keinen Ort, wo wirklich alles in Ordnung ist oder funktioniert.)
Ohne den Kalender und die Uhr der Weißen wären wir unsterblich.
(Mit dem Sprichwort vergleichen die Tugen die lineare Zeit der westlichen Zivilisationen, die in den letzten 100 Jahren immer mehr Einfluss auf sie nimmt, mit ihrer alten Zeit, die in acht jeweils 15 jährigen Zyklen vergeht, die aber immer wieder von vorne beginnen. Daher übernehmen die jungen den Platz der alten, die jeweils nach 15 Jahren in die Nächste aufsteigen. Die Menschen werden zwar älter und sterben schließlich, jede Altersklasse besteht aber weiterhin mit ihren gleichen Riten und Geschichten und stirbt quasi nie.)
Respektiere den, der die Sonne vor dir gesehen hat
(Ältere Menschen haben die Sonne schon viele Jahre vor den jüngeren gesehen. Das Sprichwort bedeutet, man sollte den älteren immer mit Respekt und Achtung begegnen und ihren Ratschlag befolgen. Ältere haben mehr erlebt und mehr Erfahrungen und wissen manches mehr, was man selbst erst langsam lernen muss.)
Selbst das schärfste Ohr kann eine Ameise nicht singen hören.
(Das bedeutet, dass die Fähigkeiten jedes Menschen begrenzt sind. Man kann nichts leisten, was über die persönliche Leistungsfähigkeit geht.)
Wer dir etwas über andere erzählt, wird anderen über dich erzählen.
(Es gibt immer Menschen, die Gerüchte und jeden Klatsch von anderen überall weitererzählen oder andere verleumden. Wenn jemand so etwas macht, wird er auch anderen umgehend alle Lügen und Gerüchte über dich verbreiten, sobald du ihm den Rücken gekehrt hast. Solchen Leuten sollte keiner zuhören oder selbst etwas sagen, die verbreiten nur sogenannte Fake-News, Unfrieden und Streit.)
Wer gerne isst, wird nicht gerne arbeiten.
(Zu viel essen ist oft eine Eigenschaft von faulen Menschen. Eine Meinung, die in vielen Ländern in Sprichwörtern zum Ausdruck kommt.)
Wer seine Nahrung isst, schämt sich nicht.
(Wer mühsam und hart gearbeitet hat, verdient seinen Lohn dafür. Man braucht seine Erfolge nicht zu verstecken und kann sie zeigen, was man selbst erreicht hat.)
Wie einfach ist es, Menschen zu besiegen, die kein Feuer für sich selbst anzünden.
(Um Probleme zu diskutieren und Konflikte zu lösen, Frieden und Einheit in die Gemeinschaft zu bringen setzten sich die Ältesten um ein Feuer. Wenn dieses Feuer nicht angezündet wird, gibt es keinen Frieden und Einheit, dann kann die Gemeinschaft in der Krise leicht geschlagen werden. Das Feuer bedeutet den Zusammenhalt, Achtung und Respekt in einer Gruppe.)