Logo Sprichworte der Welt
____________

Wetterkarte

Zitate und
Sprichworte
in anderen
Sprachen:

Sprichwörter in Originalsprachen

____________

Diese Internetseite wird mehrmals wöchentlich aktualisiert und ergänzt. Diese Internetseite erhebt auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit und alle Angaben sind ohne Gewähr.
Alle enthaltenen Informationen sind bestmöglich und so genau wie möglich wiedergegeben. Sie sind aus vielen unterschiedlichen Quellen zusammengetragen oder aus fremden Sprachen übersetzt und teilweise erstmalig hier in deutscher Sprache veröffentlicht. Falls trotzdem Angaben ungenau oder falsch sind oder nicht den Tatsachen entsprechen, bitte ich um eine Benachrichtigung.

____________
0202-scroll delete
Einzelne Sprichwörter kann man für andere Zwecke benutzen.

Es ist aber verboten und strafbar, größere Mengen, ganze Listen oder Länder zu kopieren und in anderen LIsten, Sammlungen oder Sprichwörtersammlungen im Internet, Büchern, Schriften, Computern oder anderswo in anderer, gleicher oder ähnlicher Art und Weise in elektronischen, gedruckten oder anderen Medien zu speichern, zu verarbeiten oder zu veröffentlichen. Jede Verwertung oder Speicherung von Inhalten bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Anbieters oder jeweiligen Rechteinhabers.
____________



Sprichwörter indigener Völker Russlands
in Sibirien, Region Krasnojarsk

Die Sprichwörter der Dolganen, Enzen, Ewenken, Keten, Nganasanen und Selkupen wurden von der Russistin Gisela Reller auf Reportagereisen in die Sowjetunion, die sie für die Illustrierte FREIE WELT unternahm, jahrzehntelang zwischen 1964 und 1990 vor Ort bei den jeweiligen Völkern gesammelt. Weitere bisher unveröffentlichte Informationen über diese und 50 anderer  Völker der ehemaligen Sowjetunion auf der Webseite von Gisela Reller:   www.reller-rezensionen.de/
   
Informationen zu 50 Völker Russlands, von Abasiner bis Zachuren, in einem Lesebuch mit 1001 Sprichworten und über 100 Fotos und ethnografischen Illustrationen von Gisela Reller:
„Die Heimat ist eine goldene Wiege“, ISBN 978-3-8305-3934-6, erschienen am 27.08.2019.
Ein Blick ins Buch:   
www.bwv-verlag.de/detailview?no=3934

 
Sprichworte der Dolganen

Das Volk der Dolganen ist ein turksprachiges indigenes Volk in Sibirien. Bei der Volkszählung von 2002 bekannten sich 7.261 Personen als Dolganen, davon lebten 5.517 im Autonomen Kreis Taimyr in der Region Krasnojarsk. Ihre Sprache gehört zur nördlichen Gruppe der Turksprachen.
Traditionell waren die Dolganen überwiegend Rentierhalter, Jäger und Fischer. In der Sowjetunion wurden die meisten von ihnen zwangsweise sesshaft gemacht und der Zwangskollektivierung unterworfen. Ihre Religion war vor der Christianisierung der „klassische Schamanismus“, weitgehend ohne fremde Einflüsse. Heute sind die Dolganen russisch orthodox mit schamanischen Elementen.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Dolganen

Bewegst du im Sommer die Beine langsam, musst du im Winter den Magen einziehen.

Das Unglück geht unter den Menschen um und nicht im Wald spazieren.

Der Arbeitsame hackt Holz des Abends - der Faule des Morgens.

Die Jugend ist wie Gewitterregen, rauscht allzu schnell vorbei.

Eine gute Tat merkt sich sogar die Großmutter.

Ein Feiger ist meist auch ein Neider.

Ein jeder meint vom anderen, der sei hundertmal sündiger.

Ein kalter Sommer ist immer noch wärmer als ein warmer Winter.

Ein kluger Mensch hat vorne und hinten Augen.

Getrunken für eine Kopeke, Lärm für einen Rubel.

Guter Mensch hat nicht immer guten Ruf.

Heimat ist da, wo man satt zu essen hat.

Im Tschum einer rechtschaffenen Hausfrau wirst du schon vom Duft satt.
(Tschum = konisches Zelt, bedeckt mit Rentierfell.)

In einem langen Leben muss man auf viele Arten zu leben verstehen.

Kleine Pflänzchen lieben warmem Boden.

Krummholz ist nicht gerade zu biegen.

Misst sich ein Schwan mit einem Adler, verliert er ein Bein.

Mit der Obrigkeit am Tisch schmeckt der Brei süßer.

Mit Lug und Trug kommt man durch die ganze Welt, nur nicht nach Hause.

Wer kein fremdes Land gesehen, ist nicht volljährig.

Wie der Mutter Anleitung, so der Kinder Ordnung.

Zwei Hunde soll man nicht aus einem Napf füttern.


Sprichworte der Enzen

Die Enzen (alt: Jenissei-Samojeden; nicht verwechseln Jenissei-Ostjaken = Keten) sind ein Volk mit 227 (2010) Angehörigen, das auf dem Südwestrand der Taimyr-Halbinsel in der Region Krasnojarsk siedelt. Die Enzen kennen drei Schamanenkategorien. Früher musste der Schamane eine sehr komplexe Initiation mit Himmelsreise, Kontakt zum Hauptgott Ülgen sowie Mutproben überstehen. Die Christianisierung hat das abgelegenen Volk Sibiriens nur oberflächlich berührt, so dass synkretistische Mischreligionen häufig sind.
Die meisten Enzen leben in der Siedlung Potapowo, nahe der Mündung des Jenissei. Die enzische Sprache gehört zur Familie der samojedischen Sprachen. Die Enzen gehören politisch zur Gruppe der indigenen Völker des russischen Nordens, Sibiriens und des russischen Fernen Ostens.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Enzen_(Volk)

Auch wenn's dir gut geht in deinem Ort, beweg dich trotzdem fort.

Der zu Wählerische bekommt am Ende Löchriges.

Des Menschen Wort ist wie ein Wurfgeschoss.

Ein Betrüger hat drei Schatten.

Ein Schweiger scheint ein Schlauer.

Frag nicht den Bejahrten, frag den Bewanderten.

Gehst du, findest du wenigstens ein Staubkörnchen.

Heimat bleibt Heimat - auch bei Frost.

Hochmut ist lautstarker als Reichtum.

Kleine Familie - gut beim Essen, große - bei der Arbeit.

Kluges Wort lässt aufhorchen.

Mit stolz erhobenem Kopfe spucke nicht, es geht ins Auge.

Not peitscht schlimmer als Ruten.

Ohne Wind schwankt kein Baum.

Schnelle Auffassungsgabe gleicht einem Recken.

Volkeskraft ist nicht mit Erde zuzuschütten.

Wahrheit schwimmt immer oben.

Sprichworte der Ewenken
Flagge des ehemaligen Autonomen Kreises der Ewenken
Wappen des ehemaligen Autonomen Kreises der Ewenken
Flagge des
ehemaligen Autonomen Kreises der Ewenken
Wappen des
ehemaligen Autonomen Kreises der Ewenken
Die Ewenken (alte Bezeichnung Tungusen) sind ein aus zahlreichen regionalen Gruppen und Clans bestehendes indigenes Volk in Sibirien in der Region Krasnojarsk 4632 (2002) und der Republik Sacha (Jakutien) 18232 (2002). Einige kleinere Gruppen auch in anderen Regionen Sibiriens und in der Mongolei und der Volksrepublik China.
Die Ewenken sprechen Ewenkisch, das zu den tungusischen Sprachen gehört. 1979 konnten aber nur noch weniger als die Hälfte der Ewenken Russlands fließend Ewenkisch sprechen. Teile der Ewenken betrieben nomadische Rentierzucht, Jagd, Fischfang. Im 20. Jahrhundert wurden die Ewenken in Russland sesshaft gemacht. Ein Teil konnte auf Staatsgütern (Sowchosen) traditionelle Beschäftigungen weiterführen. Andere arbeiten in der sibirischen Öl- und Minenindustrie oder sind arbeitslos.
Die Religion der Ewenken ist animistisch („Beseeltheit aller Naturerscheinungen“) und stark vom Schamanentum und der altsibirischen Kosmologie geprägt. Sie gab den unterschiedlichen Schamanismus-Konzepten westlicher Autoren seinen Namen. Das ewenkische Schamanentum galt in der Forschung als klassische, typische Form, die dann auf andere Völker übertragen wurde. Der Begriff "schaman/chaman/saman" stammt aus dem Ewenkischen. In der ewenkischen Vorstellung führte die sogenannte „Jenseitsreise“ mit speziellen Tieren (Adler, Ren, Bär), die als Hilfsgeister dienen, zum Kontakt zu den drei Weltgöttern. Im 19. Jahrhundert wurden Teile der Ewenken christlich missioniert.
Vom 10. Dezember 1930 bis zum 1. Januar 2007 existierte der 767.600 km² große Autonome Kreis der Ewenken, der heute Teil der Region Krasnojarsk ist. Mit zuletzt nur 17.300 Einwohnern war der Autonome Kreis das einwohnerschwächste und am dünnsten besiedelte Föderationssubjekt Russlands. In den alten Grenzen besteht seitdem der Ewenkijski rajon („Ewenkischer Rajon“) mit besonderem Status innerhalb der Region.
Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Ewenken
                https://de.wikipedia.org/wiki/Autonomer_Kreis_der_Ewenken

Alle Ewenken zieht's zum heimatlichen Lagerplatz.

Das Glück kommt nur zu dem, der ihm entgegengeht.

Das Leben währt nur einen solchen Augenblick, wie sich die Krähe auf einem Pfahl ausruht.

Das Nordlicht funkelt schön, aber es wärmt nicht.

Dem erfolgtrunkenen Jäger dünkt die schwere Jagdtasche wie eine Daunenfeder.

Den Alten flieht der Schlaf so, wie den Vogeleltern ihre flüggen Jungen.

Der Arbeitsame hackt Holz des Abends - der Faule des Morgens.

Der eine fällt den Baum, der andere sammelt die Eichhörnchen ein.

Der Jäger braucht das Ren wie der Auerhahn seine Flügel.

Der Jäger hat zwei Freunde: Das Ren und den Hund.

Die Arbeit fürchtet den Schaffenden.

Die Jugend ist wie Gewitterregen, rauscht allzu schnell vorbei.

Die Krickente steigt auf, wo es ihr passt; der Richter richtet, wie es ihm gefällt.

Eine Frau ist im Alter am standhaftesten, das Eis – im Winter.

Einem guten Mann läuft der Hund nicht davon.

Einen gebrochenen Jagdbogen kleben, heißt, bei der Jagd sein blaues Wunder erleben.

Einen morschen Baum halten seine Wurzeln, einen alten Mann seine Erinnerungen.

Einen Schwätzer fürchte wie das Ren den Wolf.

Ein fremder Parka spendet keine Wärme, ein fremder Tschum ist keine Wohnstatt.
(Tschum = konisches Zelt, bedeckt mit Rentierfell.)

Ein guter Patron ist zuverlässiger als eine schlechte Patrone.

Ein gutes Handwerk ruft nach geschickten Händen.

Ein Holzscheit allein geht am Lagerfeuer zugrunde.

Ein Hund erstickt nicht am Knochen, ein Ewenke verirrt sich nicht in der Taiga.

Ein Nein ist härter als Eisen.

Ein Ren erkennt man am Gespann, den Menschen an seinen Taten.

Ein schönes Mädchen ist wie ein frisch gefrorener Fisch.

Erfolg ist kein Vogel, kommt nicht angeflattert.

Fett gibt Kraft, aber ohne Wasser lebt sich's auch nicht.

Freundschaft verdoppelt Mannesmut.

Fürchte die Schande mehr als den Frost.

Gedenkst du zu gehen, lass Brennholz zurück.

Geht's im Nomadenlager einmütig, hält sich die Not zurück.

Guter Rat hält selbst den Lauf des Flusses auf.

Im Alter flieht der Schlaf so, wie die Vogeleltern ihre flüggen Jungen verlassen.

Ist das Fleisch weit, schmeckt sogar ein naher Knochen.

Ist der Fischer wacker, ist die Karausche lecker.

Jahre plagen den Menschen, die Mauser den Vogel.

Krummholz ist nicht gerade zu biegen.

Lange gejagt, schnell aufgegessen.

Nur den Einsamen macht unser Winter frieren.

Nur was dir am eigenen Leibe widererfahren, wirst du für immer bewahren.

Ohne Fleisch wäre die Taiga eintönig.

Sei eilig, aber nicht voreilig.

So listig der Hecht auch ist, er greift den Kaulbarsch nie von hinten an.

Tust du Hecht und Stör zusammen, stirbt ein Kind.

Vor einem guten Jäger nimmt kein Wild Reißaus.

Wahrer Schmerz kennt keine Tränen.

Wer die Gewissheit hat, dass der Sohn auf dem Weg des Vaters geht, braucht keine Angst zu haben, dass sein eigener Weg endet.

Wer im Leben ohne fremde Hilfe auskommen muss, den flieht das Alter.

Wozu lassen sich Hirsche Geweihe wachsen, wo sie doch wieder abfallen?

Sprichworte der Keten

Die Keten, auch Ketó (Eigenbezeichnung ket „Mensch“ oder deng „Leute“, „Volk“, historisch „Jenissei-Ostjaken“) sind eines der 44 „indigenen Völker des russischen Nordens“. Die 1219 (2010) Keten leben in mehreren Gebieten der Region Krasnojarsk, die meisten im Rajon Turuchansk. Die ketische Sprache gehört zur Gruppe der paläosibirischen Sprachen und ist innerhalb dieser die einzige bis heute gesprochene Sprache aus der jenisseischen Sprachfamilie.
Ihre Lebensweise basiert auf Jagd und Fischfang und steht in Verbindung zu den großen sibirischen Flüssen. Die Keten hatten einen sogenannten klassischen Schamanismus als Religion mit erblichen oder göttlich übertragen Schamanentum. Trotz der Christianisierung Sibiriens gehören die Keten jedoch zu den wenigen Völkern, die nach wie vor weitgehend der Tradition des Schamanismus folgen.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Keten

An Krankheiten gedacht - umgefallen, an Gesundheit gedacht - genesen.

Auch ein alter Mensch hasst seinen Feind.

Bist du reich geworden, brüste dich nicht.

Einem Reisenden gehört die Welt.

Ein Gerücht tötet sicherer als Gift.

Ein guter Mensch ist ein bescheidener Mensch.

Dem Faulen ist der Tag zu lang, dem Fleißigen die Nacht.

Die Augen eines Geizkragens sind kalt.

Die Ehre des Sitzenden und des Stehenden ist gleich.

Eine Schlafmütze schläft selbst im Traum.

Einsamkeit kann man überleben.

Hast du Freunde, sitz nicht allein.

In der Heimat ist Rentierfell wie Samt – in der Fremde sogar Seide rau.

So stark der Wind auch ist, einen Felsen kann er nicht anheben.

Unwetter verzieht sich, Streit wird geschlichtet.

Vergiss nie, wer dich beköstigte.

Wenn das Wasser bis an die Nase reicht, schwimmt auch ein Kalb.
   
Sprichworte der Nganassanen

Die Nganasanen (früher Tawgi-Samojeden) sind das nördlichste Volk Eurasiens. Sie leben heute mit 862 (2010) Angehörigen nördlich des Polarkreises auf dem Gebiet der Taimyrhalbinsel in der Region Krasnojarsk.
Früher waren die Nganasanen unter der Bezeichnung tawgijzy bekannt. Das Ethnonym Nganasanen geht auf den russischen Linguisten und Ethnografen G.N. Prokowjew zurück, der es vom nganasanischen Wort nganasa („Mann“, „Mensch“) ableitete. Die Nganasanen selbst verwenden diese Bezeichnung nicht. Die Nganasanen sind ein samojedisches Volk der Uralfamilie und gehören, neben Nenzen und Enzen zu den Nordsamojeden. Bei den Nganasanen handelt es sich nach traditioneller Sicht um samojedisierte Nachfahren von tungusischen Stämmen der Ewenken. Im 18. Jahrhundert wurden die Nganasanen von den Russen unterworfen und allmählich christianisiert, wobei sich jedoch christliche Vorstellung mit traditionellem Naturglauben vermischte.
Seit dem 19. Jahrhundert lebten die Nganasanen von der Rentierzucht als Hirtennomaden, ursprünglich waren sie jedoch ausschließlich Jäger und Fischer. Am Ende des 20. Jahrhunderts haben die Nganasanen ihre traditionelle Lebensweise fast völlig aufgegeben und leben nun sesshaft in den Kleinstädten bzw. Jägerdörfern.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Nganasanen

An ein Mädchen muss man immer von rechts herangehen.

Auch bei einem guten Jäger wird der Erfolg eines ganzen Jahres vom Fleiß der Frau bestimmt.

Auf Taimyr ist das Wetter launisch.

Bevor dir die Rentiere leidtun, bedaure einen hilfsbedürftigen Menschen.

Das Herz muss verzeihen, darf nicht ewig böse sein.

Deine erwachsenen Kinder haben ihren eigenen Kopf zum Denken.

Deinen Parka lege nicht ab, wenn du nicht zu übernachten gedenkst.

Den Menschen lehrt das Leben.

Die Augen in den Kopf jedes Lebewesens legt Mou-namy.
(Mou-namy = die Erdenmutter)

Die ersten Gänse sind der Auftakt zur Jagd.

Die ganze Liebe bläst der Polarsturm aus den Leibern der Liebenden.

Die Kinder rufen auf gleiche Art nach ihren Müttern wie Rentierkälbchen.

Eine gute Braut ist nur, wer eine Parka, eine Mütze, Schuhe und Rentierdecken für den Tschum nähen kann.
(Tschum = konisches Zelt, bedeckt mit Rentierfell.)

Ein guter Bräutigam ist nur, wer eine Narte, einen Bogen, eine Kinderwiege machen kann.
(Narte = Schlitten)

Ein guter Mensch ist ein viermal guter Mensch.

Ein Nganasane, der das wilde Ren jagt, muss im Jahr tausend Kilometer zu Fuß gehen.

Es ist vortrefflich, ein zweites Mal an einem angenehmen Platz zu weilen, vortrefflicher noch ist es, einem angenehmen Menschen wieder zu begegnen.

Es reicht nicht aus, ein guter Jäger zu sein, man muss auch ein guter Familienvater sein.

Feiertag ist, wenn die Sonne kommt.

Geh nicht um den Tschum herum, versperre niemandem den Weg.
(Tschum = konisches Zelt, bedeckt mit Rentierfell.)

Gäste kommen niemals zu spät, sind immer willkommen.

Halte nur soviel Rene, wie du für den Argisch benötigst.
(Argisch = eine Schlittenkarawane.)

Im eisigen Polargebiet ist die Liebe ohne Tschum eine Herausforderung.
(Tschum = spitz zulaufendes Nomadenzelt, im Sommer mit Birkenrinde bedeckt.)

Im Norden sind die Hechte größer.

Im Vordersteven liegt die Lebenskraft eines Bootes.

Ist es in Russland eine Sünde, Brot wegzuwerfen, ist es im Nganasanenland eine Sünde, Fleisch verkommen zu lassen.

Jage in der Nähe der Pokolki nicht mit dem Gewehr.
(Pokolki = die Stellen, an denen das wilde Ren Gewässer überqueren.)

Kein Mann, der kein wildes Ren erbeutet hat.

Kein Nganasane ist so schändlich, dass er zu einem Diebstahl fähig wäre.

Mach nur Mädchen deines Alters den Hof.

Misch dich nicht in die Angelegenheiten deiner erwachsenen Kinder.

Mit Vater und Mutter der Braut sprich lange und achtungsvoll.

Nenne alte Leute nicht beim Namen.

Reist du, um Neues zu sehen, gucke nicht mit alten Augen.

Selbst ein Stäubchen Heimaterde ist kostbarer als ein Pud Gold.

Sprich ein Mädchen nicht an, sing ihr etwas vor.

Such dir einen Adler als Wegbegleiter.

Wenn dein Nachbar friert, kleide ihn.

Wer einen Menschen aus dem eigenen Volke tötet, muss allein in der Tundra leben.

Wer mit fünf nicht beginnt, den Maut zu werfen, vollbringt es mit fünfzehn nimmermehr.
(Maut = Lasso)
   
Sprichworte der Selkupen

Die Selkupen (früher Ostjak-Samojeden) sind ein indigenes Volk Sibiriens, das weit verstreut im Gebiet zwischen den Mittelläufen der Flüsse Ob und Jenissej teilweise noch nomadisch lebt. Die 3649 (2010) Selkupen gehören zu den Samojeden, einer Gruppe von kleineren Ethnien, die zur uralischen Sprachfamilie gehört. Etwa 47 % der Selkupen sprechen noch die selkupische Sprache. Die Selkupen haben das Privileg, mehr Störe und andere Edelfische aus den Flüssen fangen zu dürfen, als es den Russen erlaubt ist.
Der sogenannte „klassische Schamanismus“ war die ethnische Religion der Selkupen, die trotz Christianisierung nach wie vor lebendig ist. Es gab früher drei Kategorien von Schamanen, die vererbt wurde. Die Schamanenseelen kehrten nach dem Tod angeblich in die Welt zurück, um sich in einem Nachfolger niederzulassen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Selkupen

Bei einem Stein, den man benötigt, stört das Gewicht nicht.

Dickes dehnt sich, Dünnes reißt.

Du säst und deine Kinder werden ernten.

Ehe das Kind groß, ist die Mutter alt.

Ein dummer Bote macht es keiner Seite recht.

Ein Fresssack stirbt an der Festtafel.

Ein gewichtiger Gast kommt immer dann, wenn kein Brot im Hause ist.

Ein Speichellecker ist schlimmer als zehn Herren.

Geld ist für einen Kranken keine Medizin.

In einem Haus ohne Frau spaziert der Schneesturm umher.

Nur ein Dummkopf kommt mit einem Dummkopf überein.

Reise nicht nur mit der Zunge.

Sage nicht "acht", bevor du zusammengezählt hast.

Tu wenig, aber mach´s gut.

Überall ist es gut und schön, aber in der Heimat ist es am besten und am schönsten.

Um aufzubauen, muss man erst einmal zerstören.

Zorn besiegt die Vernunft.
   
Weitere, schon früher erschienene Bücher mit Sprichwörtern von Gisela Reller:


* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel,
Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel,
ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, illustriert von Karl Fischer, gestaltet von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

* Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber
Sprichwörter zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.
Weitere Informationen auf der Webseite von Gisela Reller:   www.reller-rezensionen.de/