Sprichwörter indigener Völker Russlands
in Sibirien, Region Krasnojarsk
Sprichworte der Enzen
Die Enzen (alt: Jenissei-Samojeden; nicht verwechseln Jenissei-Ostjaken = Keten) sind ein Volk mit 227 (2010) Angehörigen, das auf dem Südwestrand der Taimyr-Halbinsel in der Region Krasnojarsk siedelt. Die Enzen kennen drei Schamanenkategorien. Früher musste der Schamane eine sehr komplexe Initiation mit Himmelsreise, Kontakt zum Hauptgott Ülgen sowie Mutproben überstehen. Die Christianisierung hat das abgelegenen Volk Sibiriens nur oberflächlich berührt, so dass synkretistische Mischreligionen häufig sind.
Die meisten Enzen leben in der Siedlung Potapowo, nahe der Mündung des Jenissei. Die enzische Sprache gehört zur Familie der samojedischen Sprachen. Die Enzen gehören politisch zur Gruppe der indigenen Völker des russischen Nordens, Sibiriens und des russischen Fernen Ostens.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Enzen_(Volk)
Auch wenn's dir gut geht in deinem Ort, beweg dich trotzdem fort.
Der zu Wählerische bekommt am Ende Löchriges.
Des Menschen Wort ist wie ein Wurfgeschoss.
Ein Betrüger hat drei Schatten.
Ein Schweiger scheint ein Schlauer.
Frag nicht den Bejahrten, frag den Bewanderten.
Gehst du, findest du wenigstens ein Staubkörnchen.
Heimat bleibt Heimat - auch bei Frost.
Hochmut ist lautstarker als Reichtum.
Kleine Familie - gut beim Essen, große - bei der Arbeit.
Kluges Wort lässt aufhorchen.
Mit stolz erhobenem Kopfe spucke nicht, es geht ins Auge.
Not peitscht schlimmer als Ruten.
Ohne Wind schwankt kein Baum.
Schnelle Auffassungsgabe gleicht einem Recken.
Volkeskraft ist nicht mit Erde zuzuschütten.
Wahrheit schwimmt immer oben.
Die Ewenken (alte Bezeichnung Tungusen) sind ein aus zahlreichen regionalen Gruppen und Clans bestehendes indigenes Volk in Sibirien in der Region Krasnojarsk 4632 (2002) und der Republik Sacha (Jakutien) 18232 (2002). Einige kleinere Gruppen auch in anderen Regionen Sibiriens und in der Mongolei und der Volksrepublik China.
Die Ewenken sprechen Ewenkisch, das zu den tungusischen Sprachen gehört. 1979 konnten aber nur noch weniger als die Hälfte der Ewenken Russlands fließend Ewenkisch sprechen. Teile der Ewenken betrieben nomadische Rentierzucht, Jagd, Fischfang. Im 20. Jahrhundert wurden die Ewenken in Russland sesshaft gemacht. Ein Teil konnte auf Staatsgütern (Sowchosen) traditionelle Beschäftigungen weiterführen. Andere arbeiten in der sibirischen Öl- und Minenindustrie oder sind arbeitslos.
Die Religion der Ewenken ist animistisch („Beseeltheit aller Naturerscheinungen“) und stark vom Schamanentum und der altsibirischen Kosmologie geprägt. Sie gab den unterschiedlichen Schamanismus-Konzepten westlicher Autoren seinen Namen. Das ewenkische Schamanentum galt in der Forschung als klassische, typische Form, die dann auf andere Völker übertragen wurde. Der Begriff "schaman/chaman/saman" stammt aus dem Ewenkischen. In der ewenkischen Vorstellung führte die sogenannte „Jenseitsreise“ mit speziellen Tieren (Adler, Ren, Bär), die als Hilfsgeister dienen, zum Kontakt zu den drei Weltgöttern. Im 19. Jahrhundert wurden Teile der Ewenken christlich missioniert.
Vom 10. Dezember 1930 bis zum 1. Januar 2007 existierte der 767.600 km² große Autonome Kreis der Ewenken, der heute Teil der Region Krasnojarsk ist. Mit zuletzt nur 17.300 Einwohnern war der Autonome Kreis das einwohnerschwächste und am dünnsten besiedelte Föderationssubjekt Russlands. In den alten Grenzen besteht seitdem der Ewenkijski rajon („Ewenkischer Rajon“) mit besonderem Status innerhalb der Region.
Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Ewenken
https://de.wikipedia.org/wiki/Autonomer_Kreis_der_Ewenken
Alle Ewenken zieht's zum heimatlichen Lagerplatz.
Das Glück kommt nur zu dem, der ihm entgegengeht.
Das Leben währt nur einen solchen Augenblick, wie sich die Krähe auf einem Pfahl ausruht.
Das Nordlicht funkelt schön, aber es wärmt nicht.
Dem erfolgtrunkenen Jäger dünkt die schwere Jagdtasche wie eine Daunenfeder.
Den Alten flieht der Schlaf so, wie den Vogeleltern ihre flüggen Jungen.
Der Arbeitsame hackt Holz des Abends - der Faule des Morgens.
Der eine fällt den Baum, der andere sammelt die Eichhörnchen ein.
Der Jäger braucht das Ren wie der Auerhahn seine Flügel.
Der Jäger hat zwei Freunde: Das Ren und den Hund.
Die Arbeit fürchtet den Schaffenden.
Die Jugend ist wie Gewitterregen, rauscht allzu schnell vorbei.
Die Krickente steigt auf, wo es ihr passt; der Richter richtet, wie es ihm gefällt.
Eine Frau ist im Alter am standhaftesten, das Eis – im Winter.
Einem guten Mann läuft der Hund nicht davon.
Einen gebrochenen Jagdbogen kleben, heißt, bei der Jagd sein blaues Wunder erleben.
Einen morschen Baum halten seine Wurzeln, einen alten Mann seine Erinnerungen.
Einen Schwätzer fürchte wie das Ren den Wolf.
Ein fremder Parka spendet keine Wärme, ein fremder Tschum ist keine Wohnstatt.
(Tschum = konisches Zelt, bedeckt mit Rentierfell.)
Ein guter Patron ist zuverlässiger als eine schlechte Patrone.
Ein gutes Handwerk ruft nach geschickten Händen.
Ein Holzscheit allein geht am Lagerfeuer zugrunde.
Ein Hund erstickt nicht am Knochen, ein Ewenke verirrt sich nicht in der Taiga.
Ein Nein ist härter als Eisen.
Ein Ren erkennt man am Gespann, den Menschen an seinen Taten.
Ein schönes Mädchen ist wie ein frisch gefrorener Fisch.
Erfolg ist kein Vogel, kommt nicht angeflattert.
Fett gibt Kraft, aber ohne Wasser lebt sich's auch nicht.
Freundschaft verdoppelt Mannesmut.
Fürchte die Schande mehr als den Frost.
Gedenkst du zu gehen, lass Brennholz zurück.
Geht's im Nomadenlager einmütig, hält sich die Not zurück.
Guter Rat hält selbst den Lauf des Flusses auf.
Im Alter flieht der Schlaf so, wie die Vogeleltern ihre flüggen Jungen verlassen.
Ist das Fleisch weit, schmeckt sogar ein naher Knochen.
Ist der Fischer wacker, ist die Karausche lecker.
Jahre plagen den Menschen, die Mauser den Vogel.
Krummholz ist nicht gerade zu biegen.
Lange gejagt, schnell aufgegessen.
Nur den Einsamen macht unser Winter frieren.
Nur was dir am eigenen Leibe widererfahren, wirst du für immer bewahren.
Ohne Fleisch wäre die Taiga eintönig.
Sei eilig, aber nicht voreilig.
So listig der Hecht auch ist, er greift den Kaulbarsch nie von hinten an.
Tust du Hecht und Stör zusammen, stirbt ein Kind.
Vor einem guten Jäger nimmt kein Wild Reißaus.
Wahrer Schmerz kennt keine Tränen.
Wer die Gewissheit hat, dass der Sohn auf dem Weg des Vaters geht, braucht keine Angst zu haben, dass sein eigener Weg endet.
Wer im Leben ohne fremde Hilfe auskommen muss, den flieht das Alter.
Wozu lassen sich Hirsche Geweihe wachsen, wo sie doch wieder abfallen?
Sprichworte der Keten
Die Keten, auch Ketó (Eigenbezeichnung ket „Mensch“ oder deng „Leute“, „Volk“, historisch „Jenissei-Ostjaken“) sind eines der 44 „indigenen Völker des russischen Nordens“. Die 1219 (2010) Keten leben in mehreren Gebieten der Region Krasnojarsk, die meisten im Rajon Turuchansk. Die ketische Sprache gehört zur Gruppe der paläosibirischen Sprachen und ist innerhalb dieser die einzige bis heute gesprochene Sprache aus der jenisseischen Sprachfamilie.
Ihre Lebensweise basiert auf Jagd und Fischfang und steht in Verbindung zu den großen sibirischen Flüssen. Die Keten hatten einen sogenannten klassischen Schamanismus als Religion mit erblichen oder göttlich übertragen Schamanentum. Trotz der Christianisierung Sibiriens gehören die Keten jedoch zu den wenigen Völkern, die nach wie vor weitgehend der Tradition des Schamanismus folgen.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Keten
An Krankheiten gedacht - umgefallen, an Gesundheit gedacht - genesen.
Auch ein alter Mensch hasst seinen Feind.
Bist du reich geworden, brüste dich nicht.
Einem Reisenden gehört die Welt.
Ein Gerücht tötet sicherer als Gift.
Ein guter Mensch ist ein bescheidener Mensch.
Dem Faulen ist der Tag zu lang, dem Fleißigen die Nacht.
Die Augen eines Geizkragens sind kalt.
Die Ehre des Sitzenden und des Stehenden ist gleich.
Eine Schlafmütze schläft selbst im Traum.
Einsamkeit kann man überleben.
Hast du Freunde, sitz nicht allein.
In der Heimat ist Rentierfell wie Samt – in der Fremde sogar Seide rau.
So stark der Wind auch ist, einen Felsen kann er nicht anheben.
Unwetter verzieht sich, Streit wird geschlichtet.
Vergiss nie, wer dich beköstigte.
Wenn das Wasser bis an die Nase reicht, schwimmt auch ein Kalb.
Sprichworte der Nganassanen
Die Nganasanen (früher Tawgi-Samojeden) sind das nördlichste Volk Eurasiens. Sie leben heute mit 862 (2010) Angehörigen nördlich des Polarkreises auf dem Gebiet der Taimyrhalbinsel in der Region Krasnojarsk.
Früher waren die Nganasanen unter der Bezeichnung tawgijzy bekannt. Das Ethnonym Nganasanen geht auf den russischen Linguisten und Ethnografen G.N. Prokowjew zurück, der es vom nganasanischen Wort nganasa („Mann“, „Mensch“) ableitete. Die Nganasanen selbst verwenden diese Bezeichnung nicht. Die Nganasanen sind ein samojedisches Volk der Uralfamilie und gehören, neben Nenzen und Enzen zu den Nordsamojeden. Bei den Nganasanen handelt es sich nach traditioneller Sicht um samojedisierte Nachfahren von tungusischen Stämmen der Ewenken. Im 18. Jahrhundert wurden die Nganasanen von den Russen unterworfen und allmählich christianisiert, wobei sich jedoch christliche Vorstellung mit traditionellem Naturglauben vermischte.
Seit dem 19. Jahrhundert lebten die Nganasanen von der Rentierzucht als Hirtennomaden, ursprünglich waren sie jedoch ausschließlich Jäger und Fischer. Am Ende des 20. Jahrhunderts haben die Nganasanen ihre traditionelle Lebensweise fast völlig aufgegeben und leben nun sesshaft in den Kleinstädten bzw. Jägerdörfern.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Nganasanen
An ein Mädchen muss man immer von rechts herangehen.
Auch bei einem guten Jäger wird der Erfolg eines ganzen Jahres vom Fleiß der Frau bestimmt.
Auf Taimyr ist das Wetter launisch.
Bevor dir die Rentiere leidtun, bedaure einen hilfsbedürftigen Menschen.
Das Herz muss verzeihen, darf nicht ewig böse sein.
Deine erwachsenen Kinder haben ihren eigenen Kopf zum Denken.
Deinen Parka lege nicht ab, wenn du nicht zu übernachten gedenkst.
Den Menschen lehrt das Leben.
Die Augen in den Kopf jedes Lebewesens legt Mou-namy.
(Mou-namy = die Erdenmutter)
Die ersten Gänse sind der Auftakt zur Jagd.
Die ganze Liebe bläst der Polarsturm aus den Leibern der Liebenden.
Die Kinder rufen auf gleiche Art nach ihren Müttern wie Rentierkälbchen.
Eine gute Braut ist nur, wer eine Parka, eine Mütze, Schuhe und Rentierdecken für den Tschum nähen kann.
(Tschum = konisches Zelt, bedeckt mit Rentierfell.)
Ein guter Bräutigam ist nur, wer eine Narte, einen Bogen, eine Kinderwiege machen kann.
(Narte = Schlitten)
Ein guter Mensch ist ein viermal guter Mensch.
Ein Nganasane, der das wilde Ren jagt, muss im Jahr tausend Kilometer zu Fuß gehen.
Es ist vortrefflich, ein zweites Mal an einem angenehmen Platz zu weilen, vortrefflicher noch ist es, einem angenehmen Menschen wieder zu begegnen.
Es reicht nicht aus, ein guter Jäger zu sein, man muss auch ein guter Familienvater sein.
Feiertag ist, wenn die Sonne kommt.
Geh nicht um den Tschum herum, versperre niemandem den Weg.
(Tschum = konisches Zelt, bedeckt mit Rentierfell.)
Gäste kommen niemals zu spät, sind immer willkommen.
Halte nur soviel Rene, wie du für den Argisch benötigst.
(Argisch = eine Schlittenkarawane.)
Im eisigen Polargebiet ist die Liebe ohne Tschum eine Herausforderung.
(Tschum = spitz zulaufendes Nomadenzelt, im Sommer mit Birkenrinde bedeckt.)
Im Norden sind die Hechte größer.
Im Vordersteven liegt die Lebenskraft eines Bootes.
Ist es in Russland eine Sünde, Brot wegzuwerfen, ist es im Nganasanenland eine Sünde, Fleisch verkommen zu lassen.
Jage in der Nähe der Pokolki nicht mit dem Gewehr.
(Pokolki = die Stellen, an denen das wilde Ren Gewässer überqueren.)
Kein Mann, der kein wildes Ren erbeutet hat.
Kein Nganasane ist so schändlich, dass er zu einem Diebstahl fähig wäre.
Mach nur Mädchen deines Alters den Hof.
Misch dich nicht in die Angelegenheiten deiner erwachsenen Kinder.
Mit Vater und Mutter der Braut sprich lange und achtungsvoll.
Nenne alte Leute nicht beim Namen.
Reist du, um Neues zu sehen, gucke nicht mit alten Augen.
Selbst ein Stäubchen Heimaterde ist kostbarer als ein Pud Gold.
Sprich ein Mädchen nicht an, sing ihr etwas vor.
Such dir einen Adler als Wegbegleiter.
Wenn dein Nachbar friert, kleide ihn.
Wer einen Menschen aus dem eigenen Volke tötet, muss allein in der Tundra leben.
Wer mit fünf nicht beginnt, den Maut zu werfen, vollbringt es mit fünfzehn nimmermehr.
(Maut = Lasso)