Deutsche Sprichwörter über Mütter
Aller Adel hat einen Misthaufen zum Vater und die Fäulnis zur Mutter.
Aller Landsknechte Mutter ist noch nicht gestorben.
Arbeit ist des Ruhmes Mutter.
Armut ist der Gesundheit Mutter.
Armut ist der Künste (Weisheit) Mutter.
Bacchus der Vater, Venus die Mutter, Ira die Hebamm erzeugen das Podagram.
Bacchus der Vater, Venus die Mutter, Zorn die Hebamm erzeugen das Podagram.
(Podagra = akuter Gichtanfall am Grundgelenk der großen Zehe. Auch akuten Gichtanfall an anderen Gelenken werden manchmal als Podagra bezeichnet.)
Barmherzige Mütter ziehen grindige Töchter.
Barmherzige Mutter zieht lausige Kinder.
Bisweilen ist das Unglück eine Tochter von einer guten Mutter.
(Obiges Sprichwort steht unter Nr. 800/37 im Buch „Zwey Tausend Gutte Gedanken“ von dem Geübten (Pseudonym für Paul Winckler (1630 - 1686) in der Fruchtbringenden Gesellschaft). Wander übernimmt es in sein Sprichwörter Lexikon (Unglück Nr. 248) und ändert den Wortlaut in: „Unglück ist oft die Tochter einer guten Mutter.“ Damit ändert er „Bisweilen“ zu „oft“ und damit gänzlich die Aussage des Sprichworts, da bisweilen eben nur manchmal, aber keinesfalls oft ist. Ein Unglück ist nur, das Wander bei zu vielen Sprichwörtern Änderungen bis zur Unkenntlichkeit oder Sinnverfälschung vornahm und zu viele fremde fälschlich als deutsche Sprichwörter angesehen werden könnten.)
Das ist eine böse Mutter, die das Kind mit dem Bad wegschüttet.
Das Kind, das seine Mutter verachtet, hat einen stinkenden Atem.
Das Kind fällt wieder in der Mutter Schoß.
(Altes Rechtssprichwort zum Erbrecht, nach dem die Mutter ihr Kind beerbt.)
Das war getroffen, sagte der Jung, da schmiss er seiner Mutter ein Aug aus dem Kopf.
Demut ist eine Mutter der Ehre.
Der muss beizeiten aufstehen, der die Mutter mit dem Jungen fangen will.
Der Mutter Liebe ist viel stärker, denn der Unflat und Grind am Kinde.
Mutterlieb ist viel stercker, denn der Kinder Dreck und Grind.
Der Mutter schenk ich, der Tochter denk ich.
Der Teufel bleicht seine Großmutter.
Der Teufel schlägt seine Mutter, dass sie Öl gibt.
Der Vater sieht nicht wohl, die Mutter drückt ein (tut das) Auge zu.
Der Wind weht mancherlei Mutter Kind zusammen, an den Ort da große Freiheiten sind.
(Ein Sprichwort bei Petri, das von Wander ins Deutsche Sprichwörter Lexikon übernommen und dabei entscheidend verändert wurde. Petri schreibt „Mutter Kind“ in zwei Worten, obwohl beides zusammen nur eine Bedeutung hat. Wander fügt dazwischen das Wort „und“ ein und verändert damit die Bedeutung das ganzen Sprichworts. Mancherlei Mutter Kind bedeutete früher nie Mutter und Kind, sondern mehrere Kinder verschiedener Mütter, meist aus verschiedenen Kulturen. Es bedeutet also, an einem Ort sind etliche Menschen aus verschiedenen Kulturen und Ländern zusammengekommen, die von unterschiedlichen Müttern abstammen. Sie sind wegen zu enger gesellschaftlicher Grenzen, Sitten oder Gesetze aus ihren Herkunftsländern an einen Ort mit größren Freiheiten ausgewandert. Früher war es oft Amerika, wo mehr Freiheiten und Möglichkeiten als in Europa bestanden. Für die europäische Oberschicht gingen diese Freiheiten meist zu weit. So schrieb der deutscher Pfarrer und lutherischer Reformator Johann Matthesius (1504 - 1565) in seinem Buch „Berg-Postilla, oder Sarepta“ dieses Sprichwort: „So wehet der Wind mancherlei Mutterkind an den Orten zusammen, zumal da die Freiheiten zu weit gedehnt werden.“ Nachzulesen in der Ausgabe von 1562 in der 16. Predigt auf Seite CCCIX b. Die Bedeutung von verschiedenen Menschen ist in etlichen damaligen Büchern nachzulesen (Beispiel: „nicht einerlei Volk, sondern mancherlei Mutter Kind beisammen“), wobei „Mutter Kind“ mal in zwei, mal „Mutterkind“ in einem Wort geschrieben wurde.)
Die Filialisten gehören der Mutter tot und lebendig.
Die Hausfrau (Hausmutter) hat fünf K zu besorgen: Kinder, Kammer, Küche, Keller, Kleider.
Die Kinder sind der Mutter Arzt.
Die Kitzlein heißen alle wie ihre Mutter, Geiß.
Die Melancholie ist das Element eines guten Verstandes und die Mutter der Weisheit.
Die Mutter alles dem Kind anhängt, ob sie gleich Dreck zu Lohn empfängt.
Die Mutter eine Hexe, die Tochter auch eine Hexe.
Die (Deine) Mutter ein Hur, der Vater ein Dieb, hast du Geld, so bist du lieb.
Deine Mutter ein' Hur', dein Vater ein Dieb; hast du Geld, so bist du lieb.
Die Mutter gibt so guten Kauf als die Tochter.
Die Mutter gibt's teuer und die Tochter nicht wohlfeil.
Die Mutter sagt's, der Vater glaubt's, und ein Narr zweifelt daran.
(Dies Sprichwort ist die Erwiederung auf Geschwätz über die Vaterschaft eines Kindes.)
Die Religion hat den Reichtum geboren, aber das Kind hat die Mutter verschlungen.
Die Tochter frisst die Mutter.
Die Tochter geht vor der Mutter, aber der Sohn folgt hinter dem Vater.
Die Tochter ist nicht ehe, den die Mutter, das Kalb nicht ehe, denn die Kuh.
Die Zeit ist der Warheit Mutter, und die weiß ihre Tochter zu rechter Gelegenheit zu gebären und an den Tag zu bringen.
Die Zicklein heißen alle wie ihre Mutter Geiß.
Du hast recht, du kommst neben die Mutter Maria in den Himmel.
Du verklagst den Teufel bei seiner Mutter.
Eine faule Mutter, eine faule Tochter.
Eine gute Hausmutter sieht lieber den Rauch in ihrem Hause als das Feuer auf einem fremden Herde.
Eine Mühle, die nicht umgeht, ein Backofen, der nicht heizt, und eine Mutter, die nicht gern daheim ist, sind unwert.
Ein Pfund Mutterverstand ist besser als ein Stein Buchweisheit.
Ein Quäntchen Mutterwitz ist besser als ein Zentner Schulwitz.
Ein schmeichelndes Kalb saugt zwei Mütter aus.
Ein Witwer eine Witwe nahm, der Teufel zu seiner Großmutter kam.
Er denkt länger als seine Mutter.
Er dünkt sich weis' [sein], und ist noch kaum dreimal um seine Mutter (herum) gelaufen.
Er ist seiner Mutter Sohn, wie eine Geiß.
Er ist so weit gereist, dass er immer noch gerochen, ob seine Mutter Kuchen buk.
Eselsarbeit und Zeisigfutter ist des Überdrusses Mutter.
Es ist keine Mutter so bös, sie zöge gern ein fromm Kind.
Es ist Maus wie Mutter, Sterze haben sie alle.
Es ist nicht alles gleich, wes Mutter das war.
Filial gehört zur Mutter wie die Küchlein zur Henne.
Fleißige Mutter hat faule Töchter.
Eine fleißige Mutter zeugt eine faule Tochter.
Gesellentreue nicht besteht, Eheweibs treu über alles geht. Brüder und Mütter lieben sehr, aber ein Eheweib noch viel mehr.
Gott walt's ist aller Bitte Mutter.
Hätt' ich Geld, so wär' ich lieb, und wär' ich ein Hur', mein' Mutter ein Sack und mein Vater ein Dieb!
Hoffart und Ehrsucht ist eine Mutter aller Ketzereien.
Ich bin meiner Mutter nicht an den Zehen gewachsen.
Im Kloster Ebrach liegt der Teufel und seine Mutter begraben.
Ist der Herr ein Schaf und die Frau eine Schafmutter, so bekommen sie auch unflätiges, untreues und schafisches Gesinde.
Ist der Vater ein Dieb und die Mutter eine Hure, so geraten die Kinder nicht desto besser.
Ist die Braut nicht reich, so hat sie doch ihr Mütterliches.
Ist die Mutter ein Hure, so ist die Tochter nicht fromm.
Ist die Mutter gut von Sitten, magst wohl um die Tochter bitten.
Ist eine Mutter noch so arm, gibt sie doch ihrem Kinde warm.
Jeder Mutter Kind ist schön.
Keine Mutter trägt einen Bastard.
Kind macht der Mutter immer Mühe.
Kraut und Rüben haben mich vertrieben: Hätt' meine Mutter Fleisch gekocht, so wär' ich bei ihr blieben.
Lass fahren, was nicht bleiben will, es sein der Mutterkinder viel.
Lustig! Der Vater hat das Haus verkauft, die Mutter die Scheuer*28 abgebrannt.
Mancher von Frauen übel red`t, der doch nicht weiß, was seine Mutter tät.
Man findet manches seltsame Mutterkind auf Erden.
Man küsst das Kind oft um der Mutter willen (wegen).
Man küsst oft das Kind der Mutter wegen.
Meiner Mutter Kuh Bruder war ein Ochs.
Misstrauen ist die Mutter guter Absicht.
Mit der Mutter soll beginnen, wer die Tochter will gewinnen.
Mühe ist der Wissenschaft Mutter.
Mutter dich, liebes Kind, und nimm des Vaters Weis an.
Mutter eine Hur, Tochter ein Hürlein.
Mutterflüche kleben nicht und Vaterzorn schwöret nicht.
(In mehreren Sprichwörtersammlungen steht dieses Sprichwort, nur bei Karl Simrock steht „Vaters Zorn schwärt“ anstelle des obigen Textes. Wahrscheinlich hat Simrock falsch abgeschrieben oder es ist ein Druckfehler bei ihm.)
Mutter, ich muss einen Mann han, oder ich zund 's Haus an.
Mütter lieben Töchter, aber Söhne noch viel mehr.
Mutterschoß ist arm, aber warm.
Muttertreu ist (wird) täglich neu.
Nächst Gott sollst du gehorsam sein dem Vater und der Mutter dein.
Rühme dich, Räuplein, dein Vater war ein Kohlwurm, deine Mutter eine Maikäferin, dein Vetter ein Molkendieb.
(Das bedeutet, man soll nicht prahlerisch sein und ruhmrätig sein (sich selbst über Gebühr grundlos rühmen). Die Raupe ist selbst unscheinbar und bedeutungslos, ihre Familie von niederer und zweifelhafter Herkunft, ungeachtet dessen rühmt sie sich offensichtlich unbegründet. Dieses Verhalten kann nur zum eigenen Schaden zu Hohn und Spott führen.)
Stolze Weiber, böser Kinder Mutter.
Ungerechte Regierung ist eine Mutter allen Ungehorsams.
Vatersegen baut den Kindern Häuser, Mutterfluch reißt sie nieder.
Des Vaters Segen baut den Kindern Häuser, der Mutter Fluch reißt sie nieder.
(Ursprung des Sprichworts ist die Bibel, Jesus Sirach (neu 3, 9) alt 3, 11: „Denn des Vaters Segen baut den Kindern Häuser; aber der Mutter Fluch reißt sie nieder.“)
Vater und Mutter hat man lieb, und doch viel mehr ein eheliches Weib.
Viel Geschrei und wenig Wolle, sagte der Teufel und zog seiner Großmutter die Haare eins nach dem andern aus dem H–.
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
Walt's Gott ist aller Gebete Mutter.
Wäre der Vater ein Dieb, die Mutter hielte sich nicht ehrlich, doch hättest du Geld, so liebte dich die Welt.
Was der Mutter ans Herz geht, das geht dem Vater nur an die Knie.
Was die Mütter gebären, sollen sie ernähren.
Was Vater und Mutter nicht ziehen kann, das ziehe der Henker.
Weibes Mutter ist nicht Tod.
Weib und Kind sind lieber, denn Vater und Mutter.
Wen das Glück verderben will, den zärtelt es wie eine Mutter.
Wenn der Mutter Hemd der Tochter gerecht wird, so nimmt sie gemeiniglich auch der Mutter Gang an.
Wenn die Kinder beginnen groß zu werden, so wird die Mutter alt.
Wenn eine Mutter zwei Kinder hat, so ist eine Sau dabei.
Wenn ein Kind krank ist, da ist der Mutter Hand die beste und gelindeste Arznei.
Wenn's Kind zahnt, soll die Mutter den Unterrock verkaufen, um ihm Wein zu geben.
Wenn's regnet bei Sonnenschein, so hat der Teufel seine Großmutter auf der Bleiche.
Wenn's regnet und die Sonne scheint, so schlägt der Teufel seine Großmutter: er lacht und sie weint.
Wer dem Kinde die Nase wischt, küsst der Mutter den Backen.
Wer die Tochter haben will, halt es mit der Mutter.
Willst du die Tochter han, sieh vorher die Mutter an.
Willst du gern die Tochter han, sieh vorher die Mutter an.
Wer flieht, macht seine Mutter nicht weinen.
(Das bedeutet, wer in aussichtsloser Lage flieht, stirbt nicht, sondern überlebt. Möglicherweise kann er es bei einer besseren Gelegenheit erneut versuchen. Bei Wander steht dieses Sprichwort unter Fliehen Nr. 35 mit Körte (1837) als Quelle, ein zweites Mal statt „Wer flieht“ mit „Der ihn fürcht (oder fleucht)“ am Anfang unter Fürchten Nr. 2 mit Sebastian Franck (1541) als Quelle. Zwei Varianten, aber beide meinen dasselbe Sprichwort.)
Der ihn fürcht (oder fleucht), der macht seine Mutter nicht weinen.
Wer Mutter Sparsamkeit begehrt, dem wird die Tochter Reichtum beschert.
Wer Sparsamkeit, die Mutter, begehrt, dem wird Reichtum, die Tochter, beschert.
Wer Vater und Mutter ehrt, der lebt lang.
Wer Vater und Mutter Lehr nicht folgt, der hat einen dummen Mut.
Wer Vater und Mutter nicht folgen will, muss dem Kalbfell (der Trommel) folgen.
Wer Vater und Mutter nicht hört, muss das Kalbfell hören.
(Erklärung von Körte dazu: „Bis 1806 war das Soldatenwesen eine Zwangs- und Strafanstalt; seitdem ists Ehrenpflicht, Soldat zu sein „für Gott, König und Vaterland.“ Später gab es die Wehrpflicht, die im Ende des 20. Jahrhunderts in Deutschland abgeschafft wurde. Heute folgen die Kinder oft keinem Vorbild, viele Eltern geben auch keinen Anlass mehr dazu.)
Wie der Baum, so die Birne; wie die Mutter (Frau), so die Dirne.
Wie der Sohn nach dem Vater, also gerät die Tochter nach der Mutter.
Wie der Vater, so der Sohn; wie die Mutter, so die Tochter.
Wo der Zaun am niedrigsten ist, da springt der Teufel hinüber, sagte die Novizenmutter, es ist in unserm Garten schon oft geschehen.
Wo man Vater und Mutter spricht, da hört man die freundlichsten Namen.
Zeitliche (zeitige, frühe) Frauen, alte Käsemutter.
(Käsemutter = früher eine Frau, die die Käse macht. Sie war für alles mit der Käseherstellung zusammenhängende verantwortlich und weisungsberechtigt. Neben Käseherstellung gehören auch die Käsekammer, das Milchwesen mit Buttern dazu. Es kann auch die Aufsicht über die Milchkühe oder anderes zu ihrem Aufgabenbereich gehören, abhängig von der Größe der Landwirtschaft oder der Anzahl von Knechten und Mägden.)